In dieser Rubrik versuche ich einmal mehr Informationen über Systemkameras, insbesondere zu der Fujifilm X-T10, bereitszustellen. Es gibt zwar schon die ein oder anderen Beiträge dazu, aber meistens sind diese nicht sehr aussagekräftig. Erfahrung baut sich nicht von heute auf morgen auf und mir ist auch schleierhaft, wie man einen Kameratest mal kurz über 10 Tage machen kann. Ich jedenfalls brauche Ergebnisse aus der Praxis und viele Wochen mit einer Kamera um Vor- und Nachteile überhaupt ausmachen zu können.
Für die Fuji X-T10 werde ich mir besonders viel Zeit nehmen, da ich mit ihr das DSLR-Lager verlassen möchte. Mein fundiertes Wissen welches ich über Jahrzehnte sammeln konnte hilft mir dabei die Kamera praxisnah auf Herz und Nieren zu testen. Und was soll ich sagen, die X-T10 hat mich bisher nicht enttäuscht.
Aber der Reihe nach. Erst einmal ein allgemeiner Eindruck. Im Laufe der Zeit folgen dann weitere Beiträge mit Einzelheiten.
Mit Fuji fotografiert es sich irgendwie anders!
Beim ersten Kontakt mit der Fuji bekam ich erst einmal einen kleinen Schock. Von einer DSLR kommend erlebt man am Anfang direkt mal einen gewaltigen Grössenunterschied. Auch wenn die DSLR-Gehäuse in den letzten Jahren immer kleiner geworden sind. Die Fuji ist aber nicht nur kleiner, sie sieht auch anders aus und es fotografiert sich mit ihr ganz anders. Was macht den Unterschied? Back to the roots! Man fotografiert mit der Fuji langsamer. Man nimmt sich mehr Zeit. Und das gefällt mir sehr gut! Ich finde im Vergleich zur Fuji verleiten alle anderen Kameras förmlich zum Knipsen während die Fuji X-T10 deutlich manueller arbeitet. Man muss an diversen Rädern drehen, man kann die Belichtung vor der Aufnahme beurteilen, man sieht schon vor der Aufnahme den optimalen Schärfeverlauf. Man denkt daher wirklich mehr darüber nach, was man eigentlich gerade aufnehmen möchte. Ein wildes herumdrehen macht bei der Fuji kaum Sinn… Aber für die Bilder macht es einen Unterschied, wenn man sich einfach mehr Zeit nimmt.
Auch die Grösse und das Aussehen erzeugen ein anderes Fotografiergefühl. Sie fällt viel weniger auf als eine DSLR und man wird weniger beachtet. Wird sie dann doch einmal entdeckt, sind die Reaktionen eher zustimmend, lächelnd – irgendwie: ach ist die süss!
Das Herzstück, der Sensor
Fuji Kamera heißt Schärfe und Brillanz. Systemkameras haben gegenüber DSLR einen klaren Vorteil bei der Scharfstellung. Sie findet direkt auf dem Sensor statt, ohne Umwege und Fehlerquellen über ein Spiegelsystem. Der maßgeschneiderte APS-C 16 Megapixel X-Trans CMOS II Sensor kommt ohne Tiefpassfilter aus. Er erreicht so eine extrem hohe Auflösung. Seine Bauart ist darauf ausgelegt, ein absolut klares Bildsignal zu erzielen. Man sagt dem Sensor zwar Schwächen bei hohen ISO nach, aber im Vergleich zu Pentax-Flagschiffen sehe ich keinen Mangel, eher kleine Vorteile.
Mit den XF-Festbrennweiten-Objektiven sind die Bilder teilweise so scharf, dass es manchmal schon zu viel sein kann. Eine seltsame Aussage, aber was dahinter steckt ist einfach eine Schärfe, die so manchem Porträt zu viel Details verleiht. Gerade bei Portraits ist gerne eine gewisse Sanftheit gewünscht, die nicht jede Unreinheit aufdeckt. In der Landschafts- oder Architekturfotografie ist Schärfe hingegen ein absolutes Muss. Schon witzig, immer ist der Ruf nach Schärfe da, hat man sie dann, ist es auch nicht richtig. Oder eben doch richtig… denn Unscharf machen ist einfacher als Scharf machen.

Einfachheit
Das Besondere an der Fuji X-T10 ist das Bedienkonzept. Im Grunde genommen habe ich mich in dem Menü schnell zurecht gefunden. Es ist sehr übersichtlich und innovativ. In den ersten Wochen habe ich ein paar mal die Tasten neu belegt, aber nun wird die Kamera nur noch über die Knöpfe und Rädchen bedient und nicht mehr über das Menü. Die Belegung und Auswahl der 7 Funktionstasten empfinde ich als kleines Highlight.
Die Einstellungen an der Fuji werden über Drehräder bedient.
Rechts vom Okular die Belichtungszeit und die Belichtungskorrektur. Die Blenden werden entweder direkt am Objektiv eingestellt, oder bei Originalobjektiven in A-Stellung über das vordere Einstellrad. Jede wichtige Einstellung an der Kamera ist somit schnell erreichbar. Räder oder Tasten müssen betätigt werden um ISO, Blende, Zeit, Belichtungsmodus, Filmsimulation, Dynamikrange und vieles mehr zu ändern. Ein erhabenes Gefühl des „Selbermachens“ stellt sich ein – ein gutes Fotografiergefühl.
Dazu kommen noch die frei belegbaren Funktionstasten oben… vorne… und hinten an der Kamera.
Darüber lässt sich wirklich fast alles einstellen ohne ins große Hauptmenü gehen zu müssen. Schon das Verändern der Blende am Objektiv erzeugt ein anderes Fotografieren. Es klingt wahrscheinlich sehr komisch, aber es macht für mich in der Praxis schon einen Unterschied wo ich die Blende einstelle. Man hat eben alles besser im Griff als bei anderen Kameras. Es geht mehr um die Arbeit mit der Kamera.
Zusätzlich bietet die Kamera aber auch die Möglichkeit moderne Features zu nutzen. Klappdisplay für bodennahe Aufnahmen, manuelles Fokussieren mit Fokus-Peaking und 100% Vergrößerung, oder Schnittbildindikator. Das hilft bei der Arbeit mit manuellen Objektiven ungemein. Für mich als Brillenträger ein echter Genuss, denn die Schärfe sitzt.
Vor- und Nachteile
- Schärfe
- Abbildungsqualität
- Retro-Look
- Akkulaufzeit für eine spiegellose Systemkamera sehr gut!
- Sensorgröße
- zahlreiche Funktionstasten
- Fehlender Sensorstabi!
- Sucherrauschen bei wenig Licht
- teilweise Haptikprobleme
- Belederung nicht so hochwertig
Mögliche Verbesserungen
Natürlich ist nicht alles positiv an der X-T10 – das wäre ja nun wirklich zu schön. 😉
Wenn man bei LowLight mosern möchte, dann könnte man über das rauschende Sucherdisplay herziehen. Wenn wirklich wenig Licht herrscht und noch ein nicht so lichtstarkes Objektiv angesetzt ist, dann kann der Sucher auch schon mal richtig rauschen. Das Rauschen führt dann bei aktiviertem Peaking hin und wieder zu fehlerhaften Schärfeanzeigen, weil die Kamera das Rauschen für Schärfepixel hält. Abhilfe schafft hier aber das Ausschalten der Peaking-Funktion. Das muss man einfach wissen und im Hinterkopf behalten.
Viel schlimmer ist für mich, dass ich ständig mit dem Handballen auf die rechte Funktionstaste neben dem Menü-/OK-Knopf komme. Mit meinen relativ grossen Händen habe ich da nicht genügend Platz bei der kleinen Kamera. Daher habe ich diese Tast deaktiviert. Dies ist aber bisher das einzige Manko in Bezug auf das Handling und ich werde da noch Abhilfe in Form eines Handgriffs schaffen.
Des weiteren nervt mich bei der Verwendung von Fremdobjektiven, dass die Brennweite nicht automatisch abgefragt wird. Dies war ich von meiner Pentax so gewohnt und vergesse bei der Fuji ständig die korrekte Brennweite einzustellen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man gerade die Brennweite nicht über eine Funktionstaste, oder über das Q-Menü einstellen kann. Dazu muss man immer in die Tiefen des Hauptmenüs – keine gute Lösung.
Ein weiteres Manko ist mir bei der Belederung aufgefallen. Obwohl die Kamera erst ein paar Wochen in Gebrauch ist, zeigt sie schon einige unschöne Flecken. Durch den Handschweiss wird die Beschichtung grau und fühlt sich auch etwas unschön an. Dies ist bei den Pentaxen auch nach Jahren nicht aufgetreten.
In den Foren wird ja auch viel über den ach so schlechten AF gemeckert. Dazu kann ich noch nichts sagen, da ich bisher nur manuell gearbeitet habe. Werde ich aber auf jeden Fall auch noch testen und nachreichen.
Meine Kombination
Gestartet bin ich bei der Fuji mit Adaptern und unseren Pentax-Festbrennweiten. Mit dem 24er Objektiv von Samyang hatte ich auch von der ersten Sekunde eine unglaublich scharfe Linse an der Kamera, was ich von der Pentax her nicht so gewohnt war. Dadurch konnte ich die Vorteile des EVF (elektronischer Sucher) an der Fuji direkt austesten.
Auch die anderen Linsen haben sich an der Fuji mit einer ungwöhnlich guten Schärfe ausgezeichnet. Auch ohne AF funktioniert das Scharfstellen schnell und vor allem präzise.
Wofür ist die Fuji X-T10 geeignet
Ich würde behaupten mit der Fuji X-T10 kann man alles fotografieren, was man auch mit einer DSLR fotografieren kann. In allen Bereichen macht die Kamera aufgrund ihrer Schärfe und optischen Qualität echt was her. Einzige Einschränkung sehe ich momentan in den fehlenden langen Brennweiten. Hier mag der Einsatz in der Wildlife-Fotografie auf Grund des fehlenden AF (wenn man Fremdobjektive verwendet) vielleicht nicht so optimal sein. Obwohl die beobachteten Tiere ja auch nicht unbedingt schnell unterwegs sein müssen und somit auch das manuelle scharfstellen kein Problem sein muss.
Mit den XF-Objektiven sehe ich die X-T10 gegenüber vielen DSLR-Kombis ganz weit vorne. Sehr interessant finde ich die Möglichkeit an der Fuji so gut wie alles adaptieren zu können. Damit hat man Zugriff auf eine unendlich grosse Auswahl an Objektiven. Besonders ältere Objektive haben teilweise sehr gute Abbildungsqualitäten, oder besonders schöne Bokehs.
Auch das Rauschverhalten bei richtiger Einstellung an der Kamera ist nach meinem Empfinden dem einer Pentax K5 oder K3 mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Das werde ich aber noch gezielt testen.
Bilder anstatt Worte sprechen lassen
In den kommenden Wochen werde ich die Fuji ausgiebig in der Praxis testen. Dabei werde ich besonders auf Herausforderungen achten: Gegenlicht, available light, Nacht, Regen, Freistellung usw.
Bilder sagen mehr als Worte, schaut sie euch an und entscheidet welche Grenzen die Fuji X-T10 wirklich hat und was man ihr nur böswillig nachsagt.
Gruss Jürgen
Echt witzig, der Bericht kommt mir vor wie ein umgeschriebener Bericht von krolop&gerst über die Fuji XT1 – er enthält teilweise gleiche Redewendungen. Der Bericht von Krolop &Gerst ist aber etwas älter . Ein Schelm der hier was böses denkt?
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Na ja – umgeschrieben sehe ich da nichts. Die gleichen Redewendungen kommen wohl daher, dass wir teilweise die gleichen Infoseiten (Fujifilm) zitieren. Technische Aspekte sind auf der Herstellerseite nun mal am besten dargestellt, warum sollte man diese nicht nutzen?
Die Seite von Krolop&Gerst kannte ich bisher noch gar nicht.
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